Rede von Stadträtin Andrea Babic im Gemeinderat am 27.11.2025
Wir sprechen heute über 10.000 Euro.
Ein Betrag, der in einem Haushalt wie unserem kaum auffällt aber für viele Menschen in Heilbronn darüber entscheidet, ob sie jemanden haben, der ihnen zuhört, ihnen glaubt, sie begleitet und ihnen hilft, wenn sie Diskriminierung erleben.
Und wir wissen alle:
Bei diesen 10.000 Euro geht es nicht darum, ob wir sie haben.
Es geht darum, ob wir sie geben wollen.
Wir haben in den letzten Jahren – völlig zu Recht – ohne Zögern über viel größere Summen gesprochen. Etwa über den Verzicht auf erhebliche Gebühren für die Außenbewirtschaftung in der Gastronomie, um die Innenstadt zu stärken. Niemand hat damals gefragt, ob das „zu viel“ sei. Es war klar, dass wir diese Unterstützung wollen.
Deshalb irritiert es, dass ausgerechnet hier – bei einem der kleinsten Beträge im Haushalt – plötzlich die härtesten Debatten geführt werden.
Und vielleicht ist das erklärbar:
Manchmal geraten Projekte in einen politischen Sog, weil eine frühere Diskussion größer geworden ist, als es die Sache selbst gebraucht hätte. Dann verschiebt sich der Blick weg von der eigentlichen Arbeit, hin zu einer Debatte, die längst mehr über Stimmungen und Erwartungen erzählt als über den tatsächlichen Auftrag der Stelle.
Wenn man heute in die vorliegende Drucksache schaut, sieht man ein ganz anderes Bild.
Man sieht eine Beratungsstelle, die sich weiterentwickelt hat, die Kritik aufgenommen hat,
die ihre Strukturen verbessert hat.
Die Nachfrage ist stetig gestiegen: Beratung, Begleitung, Workshops.
Die Stelle wird gebraucht, und sie wird gefunden.
Die ADI hat ihren Fokus geschärft, indem sie sich als Beratung positioniert.
Und sie hat etwas geschaffen, das vorher gefehlt hat: einen neuen Beirat, in dem Betroffene, Fachkräfte, Mitglieder dieses Gremiums und Vertreterinnen der Verwaltung gemeinsam mitarbeiten – ein Gremium, das Transparenz schafft und die Arbeit begleitet.
Auch das steht ausdrücklich in der Drucksache.
Gleichzeitig wird die Arbeit der ADI jährlich vom Land überprüft, bewertet und kontrolliert, und Stadt und Landkreis sind eng eingebunden.
Kurz gesagt: Die Stelle hat ihre Hausaufgaben gemacht.
Die Stadtverwaltung ist in der Drucksache sehr deutlich:
„Die Antidiskriminierungsberatung ist die einzige Stelle in der Region, die sich ausschließlich mit diesem Thema befasst, sie ist etabliert, sie wird stark nachgefragt und sie bereichert Stadt und Landkreis wesentlich.“
Und der Landkreis beteiligt sich nur dann, wenn wir uns beteiligen.
Das gesamte Modell steht also auf beiden Säulen, Stadt und Landkreis.
Wenn wir unseren Anteil streichen, fällt diese Struktur sofort in sich zusammen.
Es geht hier also nicht um Symbolik, nicht um eine Debatte, die wir schon einmal geführt haben, und nicht um ein Zeichen gegen irgendwen.
Es geht schlicht darum, ob Menschen in Heilbronn, die Diskriminierung erleben, eine unabhängige Beratung behalten oder nicht.
Wir haben gezeigt, dass wir bereit sind, große Summen zu bewegen, wenn wir es für richtig halten.
Dann sollten wir jetzt nicht bei einem kleinen Betrag sparen, der für einzelne Menschen in dieser Stadt über Würde, Sicherheit und Teilhabe entscheidet.
Ich bitte Sie deshalb:
Heben Sie den Sperrvermerk auf.
Halten wir der Antidiskriminierungsberatung den Rücken frei –
und damit den Menschen, die auf sie angewiesen sind.
Vielen Dank.“