zur DS 061/2025 – Seilbahn zum IPAI

Rede von Holger Kimmerle im Gemeinderat am 3.4.2025

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Anwesende,

Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stimmt der DS in vollem Umfang zu.

Die geplante Seilbahn ist mehr als nur eine Verkehrsanbindung – sie ist eine Chance für Heilbronn, endlich echte Mobilitätshubs zu schaffen und gleichzeitig ein innovatives, nachhaltiges Verkehrsmittel mit touristischem Mehrwert zu etablieren. Sie wird nicht nur den IPAI effizient erschließen, sondern auch ein prägendes Element im Stadtbild und ein Symbol für moderne Mobilität sein.

Der IPai wird mit seinen Reallaboren und einem Besucherzentrum weit über ein gewöhnliches Gewerbegebiet hinausgehen. Er wird Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus anziehen – sei es für Forschung, Wirtschaft oder einfach aus Neugier. Viele der Besucher:innen oder derer, die dort arbeiten, aber nicht in Heilbronn wohnen, werden mit der Bahn anreisen und über die Stadt zum IPAI gelangen. Andere kommen über die Autobahn – natürlich wollen wir Besucher:innen auch im Stadtzentrum begrüßen und für alle wäre es ideal, wenn sie dann ihr Auto an der Autobahn stehen lassen. In beiden Fällen ist die Seilbahn die perfekte Lösung: Sie entlastet den Verkehr und bietet eine attraktive, zukunftsfähige Alternative.

„Alle 24 Sekunden eine Gondel – das kann Menschen vom ÖPNV überzeugen!“

Die Seilbahn schlägt Bus und Stadtbahn in mehreren entscheidenden Punkten:

Geringer Flächenverbrauch: Die Stützen benötigen nur minimalen Platz, es muss keine aufwendige Trasse gebaut werden.

Kosteneffizienz: Der Bau ist günstiger als eine Stadtbahn und schneller realisierbar.

Hohe Taktung: Alle 24 Sekunden eine Gondel – das bedeutet geringe Wartezeiten und eine kontinuierliche Beförderung.

Unabhängigkeit vom Straßenverkehr: Kein Stau, keine Ampeln, keine Verspätungen.

Umweltfreundlichkeit: Die Seilbahn ist leise, energieeffizient und kann mit erneuerbarem Strom betrieben werden.

Ein entscheidender Faktor ist die Kosten-Nutzen-Rechnung von 1,27. Dies ist ein guter Wert, der nicht nur die Wirtschaftlichkeit des Projekts belegt, sondern auch die Voraussetzung für erhebliche Fördermittel ist. Ohne diesen positiven Faktor wäre eine Realisierung der Seilbahn gar nicht möglich.

Und natürlich ist die Bahn dann Teil des ÖPNV und kann mit allen gängigen Tickets genutzt werden. Sonst gäb es auch die Fördermittel nicht.

Besonders wichtig ist, dass sich vor dem Start der Seilbahn nicht schon Gewohnheiten mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) einschleichen. Wenn die Menschen erst einmal ans Auto gewöhnt sind, wird es umso schwerer, sie für eine nachhaltige Alternative zu begeistern. Deshalb müssen wir zügig an der Idee weiterarbeiten. Was wir bisher präsentiert bekommen haben, zeigt jedoch, dass mit großem Ehrgeiz an diesem Projekt gearbeitet wird.

Ein ganz entscheidender Punkt ist für uns Grüne die Einbindung der Böllinger Höfe. Diese Anbindung darf nicht nur „mitgedacht“, sondern muss von Anfang an mit umgesetzt werden. Die Kritik an einer möglichen Insellösung ist nachvollziehbar – eine Stadtbahn westlich entlang des Neckars hätte längst geplant werden müssen. Diese Chance wurde verpasst. Umso wichtiger ist es jetzt, die Seilbahn als echte Lösung entschlossen voranzutreiben.

Wir Grüne haben im Januar 2023 einen Antrag auf Prüfung einer solchen Lösung gestellt, denn es war klar, dass bei der verkehrlichen Anbindung des IPai über das Erwartete hinaus gedacht werden muss. Dass Heilbronn hier mutig vorangeht und die erste Seilbahn im „Länd“ plant, ist ein deutliches Zeichen nach vorn – und das Land unterstützt diesen Weg ausdrücklich.

Ein Aspekt, der dabei nicht vergessen werden darf, ist die barrierearme Gestaltung. Moderne Seilbahnen werden selbstverständlich barrierearm geplant – mit stufenlosen Zugängen, ausreichendem Platz für Rollstühle und Kinderwagen sowie einer Berücksichtigung der Bedürfnisse von Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen. Wichtig ist, dass Verbände wie der Blinden- und Sehbehindertenverband um hier einen exemplarisch zu nennen, frühzeitig eingebunden werden, um eine wirklich inklusive Mobilitätslösung zu schaffen.

Vorteile auch in diesem Bereich sind bei einer Seilbahn im Vergleich zu Bus oder Bahn:

Ebenerdiger Einstieg: Gondeln halten sanft auf einer Plattform, was den Zugang für Rollstuhlfahrende, Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen erleichtert.

Gleichmäßige Geschwindigkeit: Keine abrupten Brems- oder Beschleunigungsvorgänge, wodurch sie für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Sehbehinderungen oder Gleichgewichtsproblemen angenehmer sind.

Individuelle Unterstützung: Gondeln können auf Wunsch in der Station länger anhalten, um den Einstieg zu erleichtern.

Großzügiger Innenraum: Platz für Rollstühle, Fahrräder oder Kinderwagen, oft mit speziellen Vorrichtungen zur Fixierung.

Gut verständliche Durchsagen & Beschilderung: Moderne Seilbahnen setzen verstärkt auf mehrsprachige, leicht verständliche Informationen.

Zusätzlich muss die Mitnahme von Fahrrädern von Anfang an mitgedacht werden. Auch wenn das eher für Ausnahmefälle relevant ist – die Möglichkeit muss bestehen, um eine echte, multimodale Mobilität zu gewährleisten.

Wir freuen uns auf die Umsetzung dieses visionären Projekts und stehen bereit, diesen Prozess weiterhin aktiv zu begleiten.

Vielen Dank.