Chancengleichheit

Redebeitrag von Andrea Babic im Gemeinderat

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
 sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst möchte ich der Verwaltung und allen, die an der Erstellung dieses Berichts mitgewirkt haben, herzlich danken. Die Auswertung ist sehr ausführlich, gut strukturiert und macht vieles sichtbar, was in den vergangenen Jahren erreicht wurde – das verdient Anerkennung.

Ein Blick auf die Zahlen zur Chancengleichheit zeigt zunächst eine erfreuliche Entwicklung: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist gestiegen und liegt laut Bericht inzwischen bei 51,6 %. Das klingt vielversprechend – doch ein genauerer Blick lohnt sich: Der Zuwachs geht vor allem auf neue Teamleitungen im Bereich der Gebäudereinigung zurück.

Die zentrale Frage muss doch aber sein:
 Wie stellt sich die Situation auf den höheren Führungsebenen dar?
 Wie viele Frauen leiten ein Amt, eine Abteilung oder ein Sachgebiet – und wie hat sich diese Verteilung über die Zeit entwickelt?

Denn echte Gleichstellung bedeutet nicht nur mehr Verantwortung in Teilzeit oder auf unteren Ebenen. Es heißt auch: Frauen sind auf allen Ebenen aktiv beteiligt – gerade dort, wo strategische Entscheidungen getroffen werden. Und genau hier besteht aus meiner Sicht weiterhin Handlungsbedarf.

Positiv ist zu vermerken, dass sich bei der Teilzeitquote etwas bewegt: Frauen arbeiten seltener unterhälftig, Männer wiederum häufiger überhaupt in Teilzeit – ein Schritt in Richtung partnerschaftlicher Aufgabenteilung. Auch die hohe Bewerbungsquote von Frauen spricht dafür, dass flexible und familienfreundliche Arbeitsbedingungen Wirkung zeigen.

Umso mehr überrascht mich ein Punkt:

Die Stadt verwendet in ihren Stellenausschreibungen wieder die rein männliche Form – ergänzt durch den Zusatz (m/w/d). Begründet wird dies mit einer besseren Auffindbarkeit bei Google.

Ganz offen gesagt: Ich halte das für einen Rückschritt – und für einen Widerspruch zum erklärten Ziel der Chancengleichheit.
 Sprache ist nicht nur Information, sie ist auch Ausdruck von Haltung. Wer sprachlich nicht vorkommt, fühlt sich auf Dauer nicht mitgemeint – auch wenn (m/w/d) in Klammern steht.

Gerade eine Stadt wie Heilbronn, die sich als digital, innovativ und KI-orientiert versteht, sollte doch in der Lage sein, Sichtbarkeit und Inklusion miteinander zu verbinden. Wir sollten nicht zwischen Technik und Gleichstellung wählen müssen – wir können beides.

Meine Frage an die Verwaltung lautet daher:
 Wie gedenkt die Stadt, diesen Widerspruch aufzulösen – und wie wird künftig sichergestellt, dass sich alle Geschlechter auch sprachlich sichtbar angesprochen fühlen?

Vielen Dank.

Kurzbeitrag (spontane Wortmeldung):

Vielen Dank für den Bericht und die geleistete Arbeit.

Wir sehen einige Fortschritte – zum Beispiel beim Anteil von Frauen in Führungspositionen. Aber bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Der Anstieg kommt vor allem durch neue Teamleitungen in der Gebäudereinigung. Was uns aber fehlt, sind mehr Frauen in den oberen Führungsetagen, dort wo Entscheidungen getroffen werden. Chancengleichheit hört nicht auf der mittleren Ebene auf.

Was ich außerdem sehr kritisch sehe: Die Stadt verwendet in Stellenausschreibungen nur noch die männliche Form mit (m/w/d). Das mag für Google besser sein – aber es ist ein Rückschritt in der Sichtbarkeit und Ansprache aller Geschlechter. Gerade in einer digital aufgestellten Stadt wie Heilbronn muss es doch möglich sein, Reichweite und geschlechtergerechte Sprache miteinander zu verbinden.

Meine Frage an die Verwaltung: Wie will die Stadt diesen Widerspruch auflösen – und dafür sorgen, dass wirklich alle angesprochen werden – nicht nur in der Klammer?