Rede zum Moschee-Neubau (DS 305/2024)

am 11.11.2024 im Gemeinderat

von Ferdi Filiz

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Anwesende,
zu diesem Tagesordnungspunkt, bei dem wir den aktuellen Stand besprechen, wartet die muslimische Gemeinde in Heilbronn nun bereits seit 10 Jahren.
Man hat mit den Planungen hierzu mit einem internationalen Architektenwettbewerb begonnen, und seitdem sind viele Steine aus dem Weg geräumt, viele Hürden überwunden und zahlreiche Gespräche geführt worden. Doch all das hat gezeigt, dass man an einem Miteinander interessiert ist und stets kommuniziert hat, um die Bedenken der Stadt und einiger Mitglieder des Gemeinderats zu berücksichtigen. Es gab Arbeitsgruppen, Verbesserungen und Vorgaben, auf die die Moscheegemeinde eingegangen ist.
Wir haben heute nicht nur den Neubau einer Moschee zu beschließen, sondern auch eine Entscheidung über das Gesicht unserer Stadt zu treffen – eine Moschee, die nicht nur ein Ort des Gebets ist, sondern ein Zentrum für Begegnung und Dialog. Ein Ort, an dem Menschen verschiedener Kulturen zusammenkommen und sich gegenseitig besser verstehen lernen. Mit diesem Bauprojekt zeigen wir, dass Heilbronn eine weltoffene Stadt ist, die Vielfalt schätzt und fördert.
Wir beschließen aber auch eine Verschönerung unserer Innenstadt.
Wir beschließen, dass Heilbronn offen ist für die Bedürfnisse und Wünsche seiner muslimischen Bürger, die immerhin einen Anteil von fast 10 % der Bevölkerung ausmachen.
Wir beschließen heute, ob der nächste Schritt der Bürgerbefragung gestartet werden kann, indem wir den Heilbronner Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, sich aktiv in der Diskussion zu beteiligen, um Anregungen, Wünsche und Sorgen einzubringen – das sollten wir ihnen nicht verwehren!
Wir haben heute die Chance, ein Zeichen der Vielfalt und des Zusammenhalts zu setzen.
Wir reden hier über ein Haus Gottes, in dem Kulturen verschiedener Länder aufeinandertreffen, um ihre Religion auszuüben.
Es gibt Diskussionen im Gemeinderat darüber, dass die Ablehnung einiger Kolleginnen und Kollegen mit der aktuellen Politik zusammenhängt.
Dazu möchte ich auch gerne etwas sagen: Es gab die DITIB und diese Moschee, bevor ein Erdogan an der Macht war, und es wird sie auch lange nach ihm geben. Die muslimische Gemeinschaft besteht nicht nur aus Türken; selbst unter den Türken sind die Meinungen zu Erdogan gespalten.
Man sollte darum die Menschen, die nur ihrem Glauben nachgehen wollen, nicht dafür bestrafen oder in denselben Topf werfen.
Diese Menschen, zu denen auch ich gehöre, haben unabhängig von Politik, Kultur oder Staatsangehörigkeit einen großen Wunsch an uns als Vertreter der Stadt: den Wunsch nach einem angemessenen Ort, der zeitgemäß, modern, optisch ansprechend und vor allem wirtschaftlich und somit ökologisch ist, an dem man sich mit Freunden und Bekannten aufhalten kann.
Jeder von uns hat doch den eigenen Anspruch, in seinem Eigenheim eine ansprechende und schöne Atmosphäre zu schaffen, um sich selbst und seinen Gästen eine angenehme Willkommenskultur zu bieten.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, einige von euch haben mich mittlerweile in dieser kurzen Zeit nach der Wahl kennengelernt und können mich wahrscheinlich auch etwas einschätzen. Darum bitte ich Sie hier nicht nur als Mitglied des Gemeinderats, sondern als Muslim, diesen Wunsch nach einem schönen und modernen Gebetshaus zu respektieren und hier als Einheit ein Signal nach draußen zu senden: „Wir sind der Gemeinderat ALLER Heilbronner Bürgerinnen und Bürger und nehmen ihre Wünsche ernst und respektieren sie.“
Ich danke euch für euer offenes Ohr und hoffe, dass ihr bei der Entscheidung noch einmal in euch geht.

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